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Descarté und Kristina von Schweden |
Aber worum geht es nun genau?
Es wird die Geschichte von Elin, dem Küchenmädchen erzählt. Elins Eltern leben schon lange nicht mehr. Sie hat sie nie kennengelernt. Der Vater war schwedischer Soldat, der im 30-jährigen Krieg in Deutschland auf dem Feld gestorben ist, und die Mutter war eine Deutsche, die Elin wohl auf irgendwo auf dem Kriegsfeld geboren hat.
Elin arbeitet als Küchenmagd in einem Nebenschloss von Uppsala. Da sich die Königin mit ihrem Hofstaat dort gerade aufhält, ist in der Küche und auf dem Hof bei den Arbeitern viel los und es sehr stressig. Auch Elin hat viel zu tun. Zu allem Überfluss hat eine feine Dame aus dem Kreis der Königin ein Schmuckstück verloren. Unter dem Personal gehen die wildesten Gerüchte um, wer das Schmuckstück gestohlen hat. Elins Tante, die auch in der Küche im Schloss arbeitet, wird unberechtigterweise verdächtigt. Das möchte Elin aber nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb macht sie sich selber auf die Suche. Mit Mut, Logik und Verstand, aber auch jugendlichem Leichtsinn findet Elin das Schmuckstück. Die Dame hatte es schlicht und einfach verloren. Elin möchte das Schmuckstück dem Hausdiener bringen, damit er es der Dame weitergibt. Nur unterwegs passiert ein Unglück…sie rennt in eine feine Dame…mit dem Schmuckstück in der Hand. Nun sieht es natürlich so aus, als wenn sie das Schmuckstück gestohlen hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die feine Dame, in die Elin reingelaufen ist, auch noch Königin Kristina höchstpersönlich ist. Und das ist gar nicht gut, im 17. Jh. war dieses Vergehen sogar gefährlich…
Aber Königin Kristina ist sehr nett zu ihr. Sie erhält die Chance, ihr die Sache aus ihrer Sicht zu erklären. Die Königin glaubt ihr und nimmt Elin als Hoffräullein auf. Nun beginnt für Elin eine spannende Zeit am schwedischen Königshof. Sie wird zur Hofdame ausgebildet, lernt lesen und schreiben und sogar reiten. Sie wird enge Vertraute und Freundin von Königin Kristina. Natürlich verliebt sie sich auch.
Wer war Kristina von Schweden?
Sie ist die einzige Tochter von Gustav II Adolf von Schweden gewesen. Als dieser starb hat sie mit 6 Jahren die Thronfolge angenommen (mit 18 war die Krönung, vorher wurden die Staatsgeschäfte vom Reichskanzler in ihrem Namen ausgeführt). Sie schloss 3 Friedensverträge ab. Darunter auch den Vertrag, der den grauenhaften, dreißigjährigen Krieg beendete. 1654 dankte Königin Kristina ab und überließ den Thron ihren Cousin Karl Gustav. Danach verließ sie Schweden und konvertierte 1655 zum Katholischen Glauben. 1689 wurde sie im Petersdom in Rom bestattet.
Etwas besonderes gibt es an Königin Kristina. Es gab nämlich im modernen schwedischen Königreich bisher keine Regierung unter einer Monarchin. Eine Ausnahme bilden nur Königin Eleonora (1719-1720), dies war während der Übergangsregierung und Königin Kristina.
Kristina sorgt dafür, dass Schweden zum Anziehungspunkt für Gelehrte und Künstler aus aller Welt wurde. Sie kaufte Bibliotheken, unterhielt wertvolle Gemäldesammlungen, unterstützte berühmte Gelehrte mit Pensionen und finanzierte eine großzügige Ausstattung der Universität Uppsala. Weder vor noch nach ihrer Regentschaft hat Schweden eine solche Blüte der Kultur erlebt.
Es war aber nicht alles nur eitel Sonnenschein. So befahl Kristina von Schweden 1648 auch den Prager Kunstraub. Dabei erbeutete sie die kostbarsten Stücke Kaiser Rudolfs II indem sie die Stücke „in Verwahrung“ nahm. Sie gelangte so an 700 Gemälde sowie an z.B. den Neptunbrunnen aus dem Waldsteinpalais in Prag. Die Venusfigur des Brunnens konnte 1889 wieder zurückgewonnen werden. Die anderen Statuen sind dort aus dem Grunde aber bis heute noch nur als Abgüsse der originalen Skulpuren zu sehen. Die findet man noch heute im Garten des königlichen Schlosses Drottningholm (Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie).
Fazit
Man erfährt sehr viel über Kristina und den schwedischen Königshof, es ist historisch sehr genau durchgearbeitet. Auch schwierige Themen (der Kunstraub in Prag) werden angesprochen. Das Buch ist witzig geschrieben, nie langweilig und würde Lust machen auf einen 2. Teil, den es aber nicht gibt. Es hat trotzdem einen guten Abschluss. Es macht Lust, einmal selber nach Stockholm zu fahren und sich alles mit eigenen Augen anzusehen. Eine tolle Idee finde ich, dass am Ende des Buches sogar ein paar Tipps sind, was man wo noch heute in Stockholm findet und ansehen kann.